Artikel im "Fränkischen Tag" am 26.05.2003
HÖCHSTADT. Zum
tausendjährigen Bestehen machte die Höchstadter Schützengilde der Stadt ein ganz
besonders schönes Geschenk, das allein schon wegen seiner imposanten Lautstärke
allen im Gedächtnis bleiben wird. Rund 350 Böllerschützen aus Franken und der
Oberpfalz waren gestern zum 5. Nordbayerischen Böllerschützentreffen nach
Höchstadt gekommen.
Fotos und Bericht von Nikolas Pelke
Zum Höhepunkt des Treffens wurde den staunenden Besucherscharen auf den
Aischwiesen ein großes Spektakel präsentiert. Landrat und Schirmherr Eberhard
Irlinger begrüßte zu Beginn die zahlreichen Gäste, die sich das krachende Feuerwerk
nicht entgehen lassen wollten.
In einem großen Kreis stellten sich die in Tracht gekleideten Böllerschützen mit
ihren Schießzeugen auf, und feuerten auf Kommando Salven und Reihenfeuer zur Freude
der Zuschauer ab. Vorher bereits hatten die umsichtigen Organisatoren extra noch
alle Zuschauer mit Ohrenstöpsel versorgt.
Der Kommandant der rund 40 Höchstadter Böllerschützen, Ewald Bechmann, hatte die
Idee zum donnernden Geburtstagsgeschenk.
Der Brauch der Böllerschützen stammt laut Hubert Bauer, Böllerreferent aus der
Oberpfalz, ursprünglich aus Franken. Selbst in Höchstadt kann man auf eine lange
Tradition zurückblicken. Bereits im Jahr 1892 traten die Böllerschützen hier zum
ersten Mal in Aktion. Einige Jahrhunderte vorher kündigte man zum Beispiel auf
Burgen mit 21 Böllerschüssen die Ankunft des Königs an. Heute noch wird beim
Geburtstag der Königin von England mit Böllerschüssen salutiert.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Böllerkanonen konfisziert und zum
Schießen mit echter Munition verwendet. Nach 1945 wurde die lange Tradition
zunächst wieder in Oberbayern mit dem Schönwetterschießen populär. Mittlerweile
wird die Tradition auch wieder in Franken hochgehalten und weitergeführt. Mit
zahlreichen Kanonen war zum Beispiel auch die Königlich Bayerische
Bürgerwehrartillerie aus Wölkersdorf bei Schwachbach in Höchstadt vertreten.
Die vier Schießzeuge
Handböller, Schaftböller, Kanone und Standböller werden mit
Böllerpulver geladen und anschließend mit Kork oder Papier verdämmt. „Einige
Kanonen sind mit einem Kilogramm Böllerpulver geladen“, erklärte der
Böllerschützenexperte Hubert Bauer. Im Gegensatz zum Schwarzpulver sei das
Böllerpulver grober gekörnt und verbrenne daher langsamer. Trotzdem müsse die
Sicherheit beim Böllerschießen an oberster Stelle stehen.
Den Höchstadter Organisatoren des 5. Nordbayerischen Böllerschützentreffens
stellte der Oberpfälzer Huber ein sehr gutes Zeugnis aus.
Der Vorsitzende der Höchstadter Schützengilde, Werner Fumy, und Schützenmeister
Albert Dresel freuten sich gemeinsam über die rege Teilnahme von rund 65 Vereinen
und den reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung. Trotz aller Hektik hatten beide
sogar noch Verständnis für einige kurze Verzögerungen aufgrund der Ankunft der
Bayernrundfahrt.
Bereits am Vormittag trafen sich insgesamt rund 500 Teilnehmer des
Böllerschützen-treffens zu einem ökumenischen Gottesdienst. In der Aischtalhalle
konnte man sich über das Neueste in Sachen Böllerschützen an zahlreichen
Ausstellerständen informieren.
Nach dem großen Finale auf den Aischwiesen marschierten die Schützen gemeinsam
zurück in die Aischtalhalle, wo Bürgermeister Gerald Brehm und Landrat Eberhard
Irlinger als Schirmherr Grußworte an die Teilnehmer richteten. Beide lobten die
Brauchtumspflege und die Jugendarbeit.
Anschließend überreichte der Präsident des Arbeitskreises Nordbayerischer
Böllerschützen, Eberhard Schultz, im Auftrag des Bayerischen Innenministers Dr.
Günther Beckstein einen Wanderehrenpreis in Form einer Böllerkanone und einen
Zinnteller an die Höchstadter Schützengilde.
[ Zur Bildergalerie ]
[ Zurück zu Aktuelles ]
[ Home ]